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Konzert von 26.12.2010 aus anderer Sicht

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reblaus

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Moderator
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2010 war das Jahr von Unheilig. Wie der Phoenix aus der Asche tauchte die Band in den Charts auf. Vorher fast nur in der Gothic-Szene ein fester Begriff, legte der Graf mit seiner Band das erfolgreichte deutschsprachige Album aller Zeiten hin, dominierte die Single-Charts eine gefühlte Ewigkeit mit 'Geboren, um zu leben' und gewann nebenbei den Bundesvision Song Contest mit 'Unter deiner Flagge'.


Kein Wunder also, dass die Arena Treptow für das Konzert am 26.12.2010 in Berlin schon lange ausverkauft war, als der Graf rief, um mit ihm und seinen Mannen das zehnjährige Bestehen von Unheilig zu feiern. Das Publikum war bunt gemischt. Vereinzelt sah man sie noch, die Anhänger der Schwarzen Szene, aber die "Bunten" waren doch deutlich in der Überzahl. Neue Fans wohl, die der Graf mit seinem letzten Album 'Große Freiheit' hinzugewonnen hat.

In den zehn Jahren ihres Bestehens haben Unheilig insgesamt sieben Studioalben und diverse EPs veröffentlicht. Dürfte die Songauswahl für ein Konzert bei dieser Menge ohnehin schon schwerfallen, kam bei Unheilig erschwerend hinzu, dass der Graf einen Spagat hinbekommen musste. Auf der einen Seite waren da seine vielen neuen Fans, die überwiegend nur die Songs des neuen Albums kennen, während auf der anderen Seite die Fans der ersten Stunde natürlich auch die älteren Stücke hören wollten.

Im Mai waren Unheilig zuletzt in Berlin zur "Große Freiheit-Tour", und da fiel die Songauswahl recht eindeutig aus. 11 der gespielten Lieder kamen vom jüngsten Album und vier vom Vorgänger 'Puppenspiel' Ganze vier Lieder fielen somit auf die ersten fünf Alben, wobei vom Erstlingswerk 'Phosphor' und auch der Weihnachts-CD 'Frohes Fest' kein einziges Stück dabei war.

Diesmal aber hatten Unheilig die Berliner eingeladen, mit ihnen ihr zehnjähriges Bestehen zu feiern. Durfte man hoffen, dass Unheilig zu dieser Gelegenheit wieder vermehrt ihre älteren Songs spielen?

Bevor diese Frage beantwortet wurde, bedurfte es zunächst einiger Geduld. Zur Feier des Tages hatten Unheilig ihren Fans nämlich einen prall gefüllten Geschenkesack mitgebracht, gleich drei Vorbands! Den eigentlich undankbaren Anfang machten dabei Mono Inc., aber die Hamburger Truppe hatte den Saal schnell im Griff. Spätestens, als Frontmann Martin Engler gemeinsam mit dem Publikum eine unplugged-Version von Iggi Pops Klassiker 'The Passenger' sang, war das Eis gebrochen. Mono Inc. sind ja auch keine Neuen im Business und vielleicht konnten sie mit ihrem Auftritt eine Menge neuer Freunde hinzugewinnen.

Apoptygma Berzerk taten sich da schon etwas schwerer, vielleicht weil ihr letztes Album 'Rocket Science' einfach grotten schlecht war, vielleicht aber auch, weil sie nicht auf Deutsch einheitzen konnten. Als sie aber die englische Version von Peter Schillings 'Major Tom' brachten, ging im Saal die Post ab und tausende Kehlen sangen den Refrain – lustigerweise auf Deutsch. Naja, jeder Vogel fängt nen Wurm.

Der dritte Support-Act des Abends waren VNV Nation. Grandios spielte die Band viele Songs ihres letzten Albums 'Of Faith, Power And Glory', zwar in einer Lautstärke, dass man fast argwöhnen möchte, der Graf, von Beruf gelernter Hörgeräteakustiker, möchte in sein altes berufliches Leben zurückkehren und hat VNV Nation dafür bezahlt, ihm neue Kundschaft zu verschaffen, aber das tat nichts zur Sache. VNV-Nation hätten glatt dem "Mainstreampopper" Unheilig die Show gestolen, wären da nicht die "Bunten" Anhänger gewesen, die nur auf einen warteten: den Grafen!

Nachdem VNV Nation ihren Auftritt beendet hatten, gab es eine längere Umbauphase. Auf den Bildschirmen wurde unterdessen zur Überbrückung ein Film über den Auftritt von Unheilig bei "The Dome" angekündigt. Deutlich vernehmbar gab es Pfiffe im Publikum, die Kommerzialisierung ihres Grafen gefiel eben nicht allen Fans. Das Video war erfrischend selbstironisch, es zeigte, wie der Graf hinter den Kulissen von "The Dome" anderen Stars ein T-Shirt signieren lässt, um es dann für einen guten Zweck zu versteigern. Wer kann ihm da noch wirklich böse sein?

Als das Konzert endlich begann, war der Saal jedenfalls in bester Laune. Der Graf stürmte die Bühne mit 'Seenot', dem gleichen Opener wie beim letzten Konzert auch. Seine Stimme klang ein wenig angegriffen, aber das tat der Stimmung keinen Abbruch. Der Graf besitzt eine unglaubliche Bühnenpräsenz und hatte das Publikum von der ersten Minute an fest im Griff. Kleinste Gesten von ihm genügten, um das Publikum zum Mitsingen oder klatschen zu bewegen.

Im Vergleich zur großen Freiheit-Tour hatten Unheilig die Songauswahl tatsächlich etwas verändert. Natürlich spielten sie diesmal ihre neue Single 'Winter'. Und auch die Fans der großen Freiheit kamen wieder voll auf ihre Kosten. Die drei ausgekoppelten Singles 'Geboren um zu leben', 'Für immer' und 'Unter deiner Flagge' standen auf dem Programm. Dazu spielten Unheilig weitere Stücke aus ihrem Erfolgsalbum, leider weitestgehend die, die bereits auf der großen Freiheit-Tour schon zu hören waren. Dazwischen gaben Unheilig wohl dosiert auch einige ihrer älteren Stücke zum Besten. Da gab es ruhigere Momente mit 'An deiner Seite' und 'Mein Stern', aber auch die energiegeladenen 'Freiheit' und 'Maschine'. Zur Freude der langjährigen Fans wurde dieses Mal auch 'Sage ja' vom Erstlingsalbum 'Phosphor' und 'Spiegelbild' gespielt.


'Astronaut' aus dem Album 'Moderne Zeiten' spielte der Graf nur mit Klavierbegleitung durch seinen Keyborder Henning. Mitten in einer besonders ruhigen Stelle brüllte ein weiblicher Fan aus Leibeskräften "Graf, ich liebe dich". Einfach köstlich der Anblick des Grafen, wie ihn diese Liebeserklärung doch kurzzeitig aus dem Takt brachte.

Andere frühe Schaffenswerke wie z. B. 'Kleine Puppe' und 'Feuerengel' waren dieses Mal leider nicht dabei - hier hätte man sich passend zum Thema "10 Jahre Unheilig" eine doch etwas ausgewogenere Mischung vorstellen können. Aber da ist er halt wieder, der Spagat zwischen alten und neuen Fans. Gemessen an der Begeisterung im Saal haben Unheilig aber wohl alles richtig gemacht. Den positiven Gesamteindruck konnte auch die allerletzte Zugabe des Grafen nicht schmälern, er stimmte doch tatsächlich 'Leise rieselt der Schnee' an. Dies allerdings nicht in der düsteren Version seines Weihnachtsalbums aus 2002. Nein, seine Fassung war so brav, dass er damit auch in jeder Volksmusiksendung hätte auftreten können. Der Masse des Publikums schien das nichts auszumachen. Lauthals wurde da, vom Grafen dirigiert, der Refrain "Freue Dich, 's Christkind kommt bald" geschmettert. Und das gerade mal zwei Tage nach Heiligabend! Nichts für einen Rocker. Wär von den alten Fans bisher noch im Saal blieb, verließ spätestens jetzt schaudernd das Konzert. Und so erstrahlte der einst düstere Stern zu einem hellen Poplichtlein...vielleicht nennt sich die Band ja bald um in "Heilig".

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